Warum die Gitarre das beste Instrument ist?
Der Streit ist wahrscheinlich so alt, wie die Musik. Und ich gebe es auch ein bisschen zu, in bester BILD-Manier am clickbaiten zu sein. Doch die Gitarre ist in mancher Hinsicht auch wirklich das beste Instrument von allen. Warum ist das so?
Betrachten wir einmal die Geschichte der gängigen Instrumente, die heute noch da sind. Da wären zum Einen die Blasinstrumente. Trompete, Posaune, Saxofon, selbst Klarinette und Querflöte finden in der Popmusik Verwendung, und das obwohl sie schon so lange da sind und genutzt werden. Ihr Einfluss ist groß, sie sind unterschiedlich schwer zu erlernen und stilistisch findet man diese Instrumente im U-Musik-Bereich überall, von Reggae bis Klezmer und Worldmusic. Und das auch in unterschiedlichen Einsatzarten. Sie sind außerdem leicht zu transportieren, nehmen auf der Bühne kaum Platz weg und man darf mit den meisten von Ihnen auch mal ein Solo spielen, was sich toll anfühlt, wenn der Spot mal für einen Moment nicht auf de, oder der Sänger:in haftet. Es gibt aber eben auch ein paar Nachteile.
Zum einen sind diese Instrumente häufig as Metall. Das heißt Temperaturschwankungen können sehr starken Einfluss auf die „Stimmstabilität“ des Instrumentes haben. Zum Anderen kann man dabei einfach nicht singen. Man kann noch nicht mal so toll alleine Üben. Da man nur seine Melodie beim Üben hat sehnt man sich immer nach Begleitung, nach anderen Musikern oder eine technischen Hilfe. Das ist bei der Gitarre schon mal anders.
Schauen wir uns eine weitere große Gruppe an: die Schlagwerke oder Percussions. Egal ob wir nun von Trommeln wie Bongos, Congas, Cajon oder dem kompletten Schlagzeug ausgehen. Es ist laut, es wiegt viel, man braucht ein großes Auto, man benötigt einen großen Raum und die Nachbarn mögen es auch nicht sooooo gerne, wenn früh morgens, in der Mittagsruhe oder spät abends „geübt“ wird. Das Verständnis hält sich hier oft und schnell in Grenzen. Das soll kein Plädoyer gegen Schlagwerke sein. Ich selbst liebe Rhythmus und trommele für mein Leben gern. Aber es sind Hindernisse wie diese, wo ich doch froh bin, dass ich in meinem Jugendzimmer mit der Klassikgitarre angefangen habe. Auch meine Familie ist, denke ich, sehr dankbar darüber.
Doch es gibt noch einen weiteren „Nachteil“ bei den Schlagwerken. Neben der Lautstärke spielt die komplette Welt der Tonalität keine besonders große Rolle (außer bei den Pauken). Das heißt man kommt viel später, wenn überhaupt mit Harmonik und Harmonielehre in Berührung. Auch singt es sich schlecht zum Schlagzeug allein, denn hier fehlt die gesamte Tonalität, die der Gesang, aber auch das Gehör brauchen um harmonische und schöne Musik daraus werden zu lassen. Klar, man kann auch zu Trommeln singen. Aber wir haben hier wieder schnell den Wunsch mit anderen Musikern zu spielen oder wenigstens mit Musik mitzuspielen, damit aus dem puren Rhythmus Songs und Melodien werden.
Wie sieht es mit dem Klavier oder Keyboard aus? Das ist schon besser. Man muss nicht rein pusten, hat also den Mund frei und damit auch die Stimme. Man kann mit zwei Händen Melodie und Begleitung spielen, braucht also auch keine anderen Musiker. Durch die Rhythmik des eigenen Spiels und ein paar Spieltechniken lässt sich auch ein ganzes Popkonzert Singer/Songwriter-mäßig mit Klavier und Stimme begleiten inklusive toller Rhythmik und unterschiedlichster Stilistiken. Dennoch schafft es das Piano für mich aus mehreren Gründen nicht auf Platz Eins der Instrumente. Es ist zu groß und sperrig. Man kann es nicht überall hin mitnehmen. Ständig muss man hoffen das am anderen Ort, wo man spielen will ein Klavier steht. Und steht dort eins ist damit noch nicht garantiert, dass es auch funktioniert: andere Tastatur, nicht gestimmt, ein paar Töne gehen nicht. Lästig. Oder man steigt auf das Keyboard um. Das passt immerhin in eine kleinere Tasche und in den Kofferraum und kann so bequem transportiert werden. Hier hat man aber nur 61 statt 88 Tasten zur Verfügung. Das merkt man schnell, wenn die gewohnten Basstöne des Klaviers nicht kommen, weil die Klaviatur zu sehr eingeschränkt ist. So reicht es nur für Platz zwei im Ranking…
Kommen wir nun zum Sieger und damit zur Begründung warum die Gitarre das beste Instrument ist. Gründe gibt es wirklich viele.
Fangen wir wie beim Klavier an: man kann dazu singen. Nicht ohne Grund sieht man bei Radio-Promos und selbst bei großen Shows immer wieder Künstler:innen, die sich selbst auf der Gitarre begleiten. Es ist ein perfektes Travel-Instrument und es gibt sogar extra für die Reisen konzipierte Gitarren. Einfach ein riesengroßes Plus. Dazu ist die Gitarre laut genug um umverstärkt zu spielen, aber nicht zwingend so laut wie ein Flügel in der Philharmonie. Da wird es manchmal schwer, leise Passagen dazu zu singen.
Zum hat die Gitarre zahlreiche Möglichkeiten durch den Einsatz der Spieltechnik wie eine komplette Bandimitation genutzt zu werden. Durch die Aufteilung des Saiten in zwei Bereiche und spezielle Spieltechniken (bei GUITAR CONTROL nennen wir das „Schlupfmuster“) hat man die Möglichkeit Bassdrum, Snare, Hihatt und Harmonien, ja sogar noch zusätzlich kleine Melodien in einem Spiel zu kombinieren. Da braucht es Nichts sonst und ist perfekt für die Onemanshow.
Und spätestens seit die Akustikgitarre elektrifiziert und damit einfach für das Recording oder die große Bühne nutzbar wurde ist es einfach das Nummer Eins Instrument für Tour, Radioshows, Songwriting und auch für viele Singer/Songwriter die Bühne.
Versteht mich bitte nicht falsch, natürlich bauchen wir auch alle anderen Instrumente dringend. Und zusammen spielen ist letztlich das, was man als Musiker:in unbedingt machen möchte. Es gibt nichts Schöneres als gemeinsam Musik zu machen. Aber wenn man, wie ich, für Musik brennt, schreiben möchte und nicht genug davon kriegen kann. Und wenn man auch live unabhängig sein will, Songs so interpretieren will, dass man so viel wie möglich da rein legen kann, dann ist die Gitarre einfach das beste Instrument und jede Minute der Arbeit, die man in das Erlernen stecken kann wert. Definitiv!